Troubadoure / Minnesänger
Okzitanische Minnesänger spielen in den Katharer-Grotten von Ussat.
Se canta Okzitanische Nationalhymne Es Singt
- Deutsche Übersetzung -
Dejós ma fenèstra, Außerhalb meines Fensters,
I a un aucelon da ist ein kleiner Vogel
Tota la nuèch canta, Singt die ganze Nacht,
Canta sa cançon. Singt Sein Lied
Repic: Se canta, que cante, Refrain: Wenn er singt, lass ihn singen,
Canta pas per ieu, Es singt nicht für mich,
Canta per ma mia Es singt für meine Liebe
Qu'es al luènh de ieu. Die ist weit weg von mir.
A la font de Nimes Am Brunnen von Nimes
I a un ametlièr da ist ein Mandelbaum
Que fa de flors blancas auf dem sind weiße Blüten
Coma de papièr. gemacht wie Papier
Repic Refrain
Aquelas montanhas Die Berge
Que tan nautas son Die sind so hoch
M'empachan de veire Sie halten mich ab vom Sehen
Mas amors ont son. Wohin meine Liebe gegangen ist.
Repic Refrain
Nautas son, plan nautas Legt Euch nieder, o Berge,
Mas s'abaissaràn Und steht auf, o Ebenen,
E mas amoretas So kann ich sehen
Se raprocharàn. Wohin meine Liebe gegangen ist.
Repic Refrain
Baissatz-vos, montanhas Die Berge
Planas levatz-vos Werden so tief liegen
Perque pòsca veire Dass meine liebe Liebe
Mas amors ont son. Wird mir näher kommen.
Lied & Text wird dem okzitanischen Minnesänger, Schriftsteller und Poet Gaston Phébus (1331 – 1391) zugeschrieben. Er entstammte der berühmten Dynastie der Grafen von Foix und war von 1343 bis zu seinem Lebensende Graf von Foix und Vizegraf des Béarn (Pyrénées-Atlantique).
Das Lied kursiert seit fast 700 Jahren in etlichen romanisch-sprachigen Varianten und hat sich im laufe der Zeit wie von selbst zur okzitanischen Nationalhymne gekürt. Seit 15 Jahren wird es auch bei vielen öffentlichen Ereignissen in Okzitanien gesungen und ist sehr eng mit dem neu erwachten Selbstbewusstsein der Okzitanier verbunden. Okzitanische Politiker nutzen diese inoffizielle Hymne als ein politisches Statement um ihre Bindung an Kultur, Sprache oder einer okzitanischen Region zu zeigen.
Die ersten bezeugten Minnesänger sind die adligen Ritter in Südfrankreich. Die verwendete Sprache ihrer Lieder ist okzitanisch (provenzalisch). Eine Literatursprache, die Elemente aus verschiedenen okzitanischen Dialekten aufnimmt und zu Strophen mit Versmaß verarbeitetet. Der Minnesang dieser Dichter hat auch erheblichen Einfluss auf die Anfänge des deutschen Minnesangs um 1150.
Die Troubadoure oder Minnesänger waren zugleich Dichter die ihre literarischen Texte singend mit einem Saiteninstrument vortrugen. Wie die Tempelritter, Baumeister und Katharer traten sie um die Wende des 11. zum 12. Jahrhundert plötzlich in Erscheinung. Ein geistiger Impuls hatte Westeuropa aus der Starre der vorherigen Jahrhunderte wiedererweckt. Den frühen Troubadours, die an dem kunstsinnigen und galanten Höfen der klugen Königin Eleonore von Aquitanien oder der Gräfin Esclarmonde de Foix ihre Lieder sangen, erschien die Religion der Katharer anmutiger und spiritueller als die römische Staatsreligion.
Minnesänger, Dichter und Troubadoure
Ihre musikalische Erscheinung war eine mittelalterliche Weiterentwicklung der keltischen Bardentradition der Vorzeit. Die Barden waren ursprünglich Druiden, die mit der Aufgabe versehen wurden, dem Volke durch die gesungenen, rhythmischen Liedtexte Weisheiten über das Gemüt in das Herz zu tragen. Griechische Chronisten erwähnten diese Barden bereits als Höflinge an irisch-keltischen Fürstenhöfen. Die Barden hielten in ihren gesungenen Geschichten auch die Geschehnisse aus Zeit der Vorfahren in bleibender Erinnerung. In so einer Kultur der mündlichen Überlieferung mußte der Barde also ein sehr gelehrter und weiser Mensch sein. Ein Troubadour erfand keine Geschichten, die er zu Lyrik verarbeitete, er schuf eine neue Form für uralte spirituelle Inhalte. Hätte sich diese gesamte okzitanische Entwicklung nach dem 13. Jahrhundert durchgesetzt, dann wäre Europa durch Liebe zur geistigen Führung der Welt prädestiniert gewesen. Es kam anders und so ging Europa einen viel härteren Weg durch die nachfolgenden Jahrhunderte.
Wer heute an Minnesänger denkt, der sieht zunächst einen romantisch verklärten Mann, der mit seiner Gitarre unter dem Fenster einer Angebeteten steht und sie mit seiner Kunst beeindrucken möchte. Diese Verflachung ist später auch eingetreten aber die frühen Minnesänger des Mittelalters waren angesehene Individuen aus dem Stand des Rittertums. Der wahre Minnesang kannte auch die vertonte Liebeslyrik an eine höher gestellte Frau. Dahinter verbarg sich aber neben dem sehnsuchtsvollen, idealisierten Bild der Weiblichkeit etwas zutiefst geistiges Suchen. Die Suche nach dem Göttlichen im Mensch fand in den umfangreichen Gralsdichtungen seinen Höhepunkt. Hier ist ebenfalls der Bezug auf ältere, keltische Traditionen offensichtlich. Wolfram von Eschenbach und seine Zeitgenossen, unter denen auch etliche weibliche Troubadoura waren, übertrugen spirituelle Erkenntnisse in unsere heutige Welt und übten damit wahrhaftige Kunst aus.
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